Gestüt Höny Hof

Wenn die Pferde in Form sind, dann können sie auch häufig laufen. Jim Bolger, 79, in Irland gerade in den Schlagzeilen, weil er öffentlich angeprangert hat, dass der dortige Rennsport ein Doping-Problem habe, ist nicht unbedingt jemand, der seine Schützlinge in Watte packt. Für Poetic Flare war es der vierte Gruppe I-Start innerhalb von 45 Tagen. Am 1. Mai hatte er die 2000 Guineas (Gr. I) in Newmarket gewonnen, war gut zwei Wochen später Sechster im französischen Pendant, scheiterte weitere acht Tage später in den Irish 2000 Guineas (Gr. I) nur an einem Stallgefährten, um jetzt in Royal Ascot mit der Konkurrenz Katz und Maus zu spielen. Bolger war selbst nicht angereist, lobte den Hengst von Irland aus in den Himmel und sprach einmal mehr von dem „komplettesten Pferd“, das er je trainiert habe.

Am 23. März 2020 hatte Poetic Flare das erste Zweijährigen-Rennen der Saison in Irland gewonnen, in Naas war er damals über 1000 Meter erfolgreich gewesen. Sein Trainer ist durchaus bekannt dafür, dass er seine jungen Pferde früh herausbringt, dieser Hengst war keine Ausnahme. Doch der Lockdown verhinderte zunächst einmal weitere Starts, er kam auch ins Wachstum, erst am 10. Oktober kam er wieder an den Start, in den Dewhurst Stakes (Gr. I), wo er aber chancenlos war. Nur eine Woche später lief er erneut, er gewann in Leopardstown die Killavullen Stakes (Gr. III).

Als Vorbereitung auf die 2000 Guineas (Gr. I) hatte er am 11. April in Leopardstown die über 1400 Meter führenden 2000 Guineas Trial Stakes (LR) gewonnen. Es folgte die erwähnte Gruppe I-Kampagne, die demnächst in den Sussex Stakes (Gr. I) in Goodwood seine Fortsetzung finden könnte.

Über seinen Vater Dawn Approach (New Approach) hatten wir an dieser Stelle mehrfach geschrieben. Er war ein herausragendes Rennpferd, blieb zweijährig ungeschlagen u.a. in den National Stakes (Gr. I) und den Dewhurst Stakes (Gr. I), schon für Godolphin, dreijährig holte er sich dann die 2000 Guineas (Gr. I) und die St. James’s Palace Stakes (Gr. I). Zu einer Decktaxe von 35.000gns. wurde er mit einigen Erwartungen im Kildangan Stud von Darley in Irland aufgestellt, 164 Stuten deckte er im ersten Jahr, doch lief es sicher nicht nach Plan. Poetic Flare ist der erst dritte Black Type-Sieger von ihm in Europa, der bislang beste war der Gr.-Sieger und Epsom Derby (Gr. I)-Sieger Madhmoon, der als Deckhengst in Frankreich aufgestellt wurde. 2020 hatte Dawn Approach zu einem Tarif von 10.000 Euro nur noch 32 Stuten zu Gast. Darley zog die Reißleine, schickte den Hengst in das Redmondstown Stud zu seinem Züchter und einstigen Trainer Jim Bolger. „Er deckt da ein paar von meinen Stuten“, tat Bolger unlängst kund.

Mit der mütterlichen Linie ist er bestens vertraut, genauer seit 1989. Damals trainierte er für den US-Amerikaner Tom Gentry die Stute Saviour (Majestic Light) zu Siegen in Dundalk, Killarney und Mallow. Da sie keine optimale Beinstellung hatte, wollte Gentry nicht mit ihr züchten, überließ sie Bolger. Sie wurde Mutter von drei Black Type-Pferden, allen voran Speirbhean (Danehill), eine Listensiegerin, Mutter des Gr. I-Siegers und erfolgreichen Deckhengstes Teofilo (Galileo).

Ihre Tochter Elida (Royal Academy) hat zwei Rennen gewonnen, hatte drei Sieger auf der Bahn, darunter Fiscal Focus (Intense Focus), Gr. II-Sieger über Hürden. Sie ist auch Mutter von Maria Lee (Rock of Gibraltar), der Mutter von Poetic Flare. Bei ihrem einzigen Start wurde sie Dreizehnte in einem Maidenrennen auf dem Curragh. In der Zucht jedoch hatte sie schon vor Poetic Flare Sieger auf der Bahn, so Glorious Approach (New Approach), die zwei Listenrennen gewonnen hat, mehrfach listenplatziert war. 2018 hat Bolger allerdings Maria Lee tragend von Dawn Approach für 65.000 Euro an das Clarecastle Stud verkauft. Heraus kam ein Hengst, der als Fohlen 2019 12.000 Euro brachte. Im Jährlingsalter ist eine Stute von U S Navy Flag.