Storys

Die Rennlaufbahn:

Zu Beginn dieses Jahrhunderts hatte der irische Trainer  Aidan O’Brien in seinem Stall in Ballydoyle eine ganze Armada von erstklassigen Hengsten zur Verfügung.  High Chaparral,  Hawk Wing,  Rock of Gibraltar, eigentlich auf allen Distanzen war er mit den Pferden eine Macht. Und er hatte  Sholokhov, ein weiterer Vertreter des Jahrgangs 1999, der in den Farben von Sue Magnier an den Start kam.

Seinen Erstauftritt hatte dieser am 15. Juli 2001 auf dem Curragh, als er im  European Breeders Fund Maiden über 1400 Meter als Favorit an den Start kam. Unter  Mick Kinane enttäuschte er seinen Anhang nicht, setzte sich gegen acht Gegner sicher durch. Damit hatte er sich automatisch für die besseren Rennen seines Jahrgangs qualifiziert, in den er dann auch gleich antrat. Doch hatte er halt das Pech, als Boxennachbarn wahre Größen der damaligen Zeit zu haben. So traf er in den  Futurity Stakes (Gr. II), ebenfalls über 1400 Meter auf dem Curragh, auf Hawk Wing (Woodman), den sich Stalljockey Mick Kinane auch ausgesucht hatte und der mit drei Längen Vorsprung auf Sholokhov gewann. Auch in den  National Stakes (Gr. I), erneut über 1400 Meter, kam Hawk Wing als erste Farbe seines Quartiers zum Zuge, Sholokhov, der als Tempomacher eingesetzt wurde, belegte einen respektablen dritten Platz. Bei seinem letzten Start in der ersten Rennsaison war Sholokhov dann aber auf eigene Rechnung am Start. Er wurde nach Italien zum  Gran Criterium (Gr. I) nach Mailand geflogen und unter Mick Kinane machte er wenig Aufhebens von der Konkurrenz, gewann leicht gegen die aus England angereisten Swing Wing (In The Wings) und Mister Cosmi (Royal Applause).

Sholokhov im Gestüt Etzean. www.galoppfoto.de - Frank SorgeSholokhov im Gestüt Etzean. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Dreijährig startete er in den 2000 Guineas (Gr. I) in Newmarket, hatte jedoch in dem von seinen Stallgefährten Rock of Gibraltar (Danehill) und Hawk Wing dominierten Rennen keine Chance. Unter seinem damals ständigen Reiter  Paul Scallan trat er dann gleich innerhalb von einer Woche zweimal als Tempomacher an. Das war zunächst im  Irish Derby (Gr. I) über 2400 Meter auf dem Curragh, in dem er als 200:1-Außenseiter gesattelt wurde, allerdings eine vorzügliche Vorstellung gab und nur von dem 1:3-Favoriten High Chaparral (Sadler’s Wells) geschlagen wurde, seinerseits aber vor dem höher eingestuften Trainingsgefährten  Ballingarry (Sadler‘ Wells) blieb. Nur wenige Tage später wurde er zusammen mit Hawk Wing über die Irische See nach England geflogen, wo beide in den  Eclipse Stakes (Gr. I) über 2000 Meter in Sandown antraten. Bei fast schon durchlässigem Boden machte Sholokhov wie gewohnt das Tempo, ließ dem auf 8:15 herunter gewetteten Stallgefährten am Ende den Sieg, war aber selbst erneut ausgezeichneter Zweiter vor  Equerry (St. Jovite). Das waren zwei erstklassige Vorstellungen und man kann nur spekulieren, was passiert wäre, wenn Sholokhov auf eigene Rechnung gelaufen wäre. Auch der anschließende vierte Rang in den Irish Champion Stakes (Gr. I) über 2000 Meter war eine achtbare Leistung, auch wenn das Konzept von Ballydoyle nicht ganz aufging, denn Hawk Wing wurde von Godolphins Grandera (Grand Lodge) geschlagen. Sholokhov selbst blieb immerhin vor einem so guten Pferd wie No Excuse Needed (Machiavellian).

Diese Rennen hatten jedoch Kraft gekostet, das zeigte sich im Englischen St. Leger (Gr. I), das Sholokhov als einziger Kandidat von O’Brien bestritt und in dem ihm die Distanz zu weit wurde. Er war dann als Pacemaker noch einmal Vierter in den Queen Elizabeth II Stakes (Gr. I) über 1600 Meter und blieb beim letzten Start in einer anstrengenden Saison in den Champion Stakes (Gr. I) in Newmarket unplatziert. Sholokhov wurde dann an Gary Tanaka verkauft, lief in der Obhut von Trainer Michael Jarvis als Vierjähriger aber nur noch ein einziges Mal.

Bei sieben seiner zwölf Starts war Sholokhov der „Hase“ für seine Stallgefährtin, schlug sich dabei mehr als bravurös. Das gilt es zu bedenken, wenn man sich seine Rennlaufbahn anschaut. Als er, wie etwa in Mailand, auf eigene Rechnung am Start war, wurde er immerhin Gruppe I-Sieger.

Sholokhov nimmt Abschied vom Gestüt Etzean, wechselt zur Saison 2013 nach Irland. www.galoppfoto.de - Frank SorgeSholokhov nimmt Abschied vom Gestüt Etzean, wechselt zur Saison 2013 nach Irland. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Die Abstammung:

Es wird einer akribischen Arbeit benötigen, um festzustellen, wie viele Söhne des 2011 im stolzen Alter von dreißig Jahren eingegangenen Sadler’s Wells (Northern Dancer) weltweit in der Zucht tätig sind. Mit Sicherheit wird man auf eine dreistellige Zahl kommen, er ist ganz sicher der einflussreichste Vererber unserer Zeit. Mit Galileo hat er einen würdigen Nachfolger gefunden und bereits in der nächsten Generation sind die ersten Hengste erfolgreich im Gestüt tätig, wie Söhne von Galileo und In The Wings beweisen.

Sholokhov kann aber auch mütterlich auf eine erstklassige Abstammung verweisen. Die Mutter La Meilleure hat zwei und dreijährig zwei Rennen gewonnen, darunter die Mc Grath Stakes (LR) auf dem Curragh, war Dritte in den Phoenix Sprint Stakes (Gr. III). Schon jetzt kann sie als Zuchtstute in erster wie auch zweiter Generation und dritter als voller Erfolg bezeichnet werden, denn immerhin vier ihrer männlichen Nachkommen sind in der Zucht. Von ihren Söhnen ist es Sholokhov, dazu Intense Focus (Giant’s Causeway), Sieger in Dewhurst Stakes (Gr. I), der Irish Derby (Gr. I) und Coronation Cup (Gr. I)-Sieger Soldier of Fortune (Galileo) und der Gr. III-Sieger Heliostatic (Galileo). Mit Ausnahme von Sholokhov sind sie in der Zucht noch nicht zu beurteilen, doch hatte Heliostatic, der im irischen Oak Lodge Stud steht, mit seinem ersten Jahrgang einen hervorragenden Start.

La Meilleure ist Mutter von zehn Siegern, vier haben Gr.-Rennen gewonnen. Ihre Tochter Zavaleta (Kahyasi) war Listensiegerin, sie ist Mutter der Gr. III-Siegerin und Gr.-Vererberin Danelissima (Danehill) und der Gr.III-platzierten Daneleta (Danehill), die wiederum Mutter des erwähnten Intense Focus ist. Eine weitere Tochter von La Meilleure ist Affianced (Erins Isle), die neben Soldier of Fortune und Heliostatic den Listensieger Carraiglawn (Rock of Gibraltar) gebracht hat. Raghida (Nordoco), eine weitere Tochter von La Meilleure, war mehrfach gruppeplaziert, sie ist Mutter der zweifachen Gr. III-Siegerin Marionnaud (Spectrum). Erfolgreiche Söhne dieser exzellenten Zuchtstute waren Napper Tandy (Spectrum), Listensieger und gruppeplatziert, sowie der auf Gr. III-Ebene platziert gelaufene Nordic Fox (Nordico).  Der 4x4 auf Forli ingezogene Sholokhov stammt somit aus einer sehr lebendigen Familie, von der in näherer Zukunft noch Einiges zu erwarten ist.

Daniel Delius, Dezember 2011